Französischer Frühling

Französisch sei die Sprache der Liebe, heisst es. Doch auch in deutscher Übersetzung entfaltet so mancher neue Roman aus den Nachbarländern seinen amourösen Charme. Aktuelle Buchtipps von Tina Uhlmann.

 

Zum Beispiel Antoine Laurains „Liebe mit zwei Unbekannten“ (Atlantis, 239 Seiten): Ein Buchhändler findet eine gestohlene Handtasche voll wundersamer Dinge und will sie der Besitzerin zurückbringen. Beim Lesen ihres Notizbuchs verliebt er sich in die Unbekannte, die allerdings schwer zu finden ist. Aus zwei Perspektiven geschrieben, heiter und unverhohlen kitschig: eine Hommage an das geschriebene Wort, das Buch und die Handtasche der Frau.


Wer lieber in Frankreich bleibt, wird Diane Brasseurs Debut „Der Preis der Treue“ (dtv, 173 Seiten) lieben. Der Ich-Erzähler hat in Marseille Frau und Tochter. Während der Woche arbeitet er in Paris, wo auch seine Geliebte lebt. Was anfänglich wie doppeltes Glück wirkt, wird zur Zerreissprobe. Leider bleibt das Ende dieser Ehebruchgeschichte so unentschlossen wie der Protagonist, doch die glasklare Sprache, der Erzählstil in filmreifen Szenen lohnen die Lektüre.

Eine Hommage an die plastische Chirurgie hat Paul Theroux, US-Autor französischer Abstammung, geschrieben: „Der Fremde im Palazzo d’Oro“ (Hoffmann und Campe, 173 Seiten) erzählt von der Affäre eines jungen, mittellosen Amerikaners mit einer adeligen Deutschen, deren Alter durch ihren Leibarzt permanent wegoperiert wird. So sinnlich wie gruselig, vor allem aber ein altbekannter Männertraum in neuem Kostüm, aufgeführt vor italienischer Kulisse.

Ein originelleres Thema wählte die belgische Bestsellerautorin Amélie Nothomb„Eine heitere Wehmut“ (Diogenes, 123 Seiten) ist eher Reisebericht als Roman: Madame tingelt mit einem TV-Team durch Japan, wo sie aufgewachsen ist. Sie trifft auf ihre greise Kinderfrau Nishio-san und ihre Jugendflamme Rinri. Dass Letzterer sich der postumen Inszenierung einer grossen Liebe verweigert, lässt die Lesenden erneut bedauern, dass Nothomb ihn in „Der japanische Verlobte“ (2010) verlassen hat. Für Eingeweihte. 


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